Es kommt immer darauf an, was man daraus macht. Und das ist bekanntlich Geschmackssache.
Man kann machen, was man will. Der Sound von Jovian Spin fesselt. Eingängiger Elektro-Rock, der durch coole Beats und gut platzierte Gitarren-Einsätze besticht.
Jovian Spin
Foto: Facebook
Jovian Spin besteht seit 2008, dem Gründungsjahr, aus Tim, Marc, Julius, Marvin und Gerrit. In ihrem Genre sind sie schon lange kein Geheimtipp mehr. Für den ein oder anderen Stil-Fremden sind sie jedoch genau das. Und diese sollten un-bedingt bei Jovian Spin reingehört haben!
Faces
Also galt auch für Pingvin: reingehört in Angstladen, ihrem aktuellen Album! Okay, der erste von 12 Tracks, Bound, soll wohl als Intro fungieren. Doch schon Contender, Titel Nummer 2, legte die Messlatte für die darauf folgenden Lieder hoch. Ich war geflasht!
Und bin es noch immer. Denn enttäuscht wurde ich wirklich nicht. Lust, Leaders und Inside haben ihren Platz in meiner Playlist, die auf Dauerschleife läuft, mittlerweile gefunden. E-benso mein absoluter Favorit: Follow!
Der Album Teaser zum reinhören!
Gerrit von Jovian Spin im Interview mit Pingvin
Acht Jahre Jovian Spin. Welche Entwicklungen habt ihr selbst vernommen?
JS: Wohl am ehesten die musikalische. Dies ist am besten hörbar, wenn man unsere Debut-EP Make the Best of a Bad Job mit unserem aktuellen Album Angstladen vergleicht.
Waren wir am am Anfang noch "rockiger" und "erdiger" ist die Entwicklung über Shapes of Perception bis heute absolut elektronischer geworden. Die Fusion von elektronischen Sounds und der Kraft einer Rock-Formation waren schon im-mer für ein erstrebenswertes Ziel für mich.
Gerade in der heutigen Musikkultur, wo elektronische Ele-mente immer mehr eine Rolle spielen, ob mit Sicht auf Sound oder der Nutzung für eine Live-Darbietung, kann und sollte man sich davor nicht verschließen.
Es kommt immer darauf an, was man daraus macht. Und das ist bekanntlich Geschmackssache.
Was beflügelt euch in kreativen Prozessen?
JS: Es gibt diese Momente, wo man sich getrieben fühlt. Den Drang genau jetzt seine kreative Energie festzuhalten. Ob nun musikalisch oder in jeder anderen "künstlerischen" Form (ich hasse das Wort).
Für mich sind dies das Hören einer guten Platte, das Schauen eines anspruchsvollen Films, das Erleben eines Live-Konzerts mit dem Drang selbst dort oben zu stehen.
Aber eben auch die Schattenseite wie politische und per-sönliche Themen die beim Lyrics-Schreiben an einem nagen und einen dazu führen, seine Gedanken auf Papier zu bringen. Ich denke, da geht es vielen "Musikern" (auch dieses Wort hasse ich) ähnlich.
Wie "kreativ" würdet ihr das Geschehen im aktuellen Geschäft der deutschen Musikindustrie bewerten?
JS: Das kommt immer darauf an, welchen Bereich man meint in dieser Industrie.
Wenn der typische Pop-Bereich gemeint ist, mit seinen ganzen Unterhaltungs-Leichen wie DSDS, Voice of Germany, sowie der Nachwuchs so genannter Pop-Akademien, dann wird hier derart stark kopiert und krampfhaft nach einem "deutschen" Act gesucht bzw. einer erstellt, dass es fast schon weh tut.
Im Moment überschwemmt es einen, ein Singer-Songwriter jagt den Nächsten
Ich mache das Radio an, höre weinerliche deutsche Texte gepaart mit aufgepumpten Arrangements von einem Orches-ter oder der schon nicht mehr wegzudenkenden obligatorisch-en Akustik-Gitarre, die das Ganze brav mit den ständig gleich-en 3-4 Akkorden untermalt.
Ich möchte klar stellen, dass ich definitiv nichts gegen deutsche Texte habe. Lange hat es gedauert, bis "deutsch" singen erst so richtig "modern" war. Das ist auch gut so. Aber im Moment überschwemmt es einen förmlich und ein Singer-Songwriter jagt den Anderen.
Mal aufgefallen, dass die meisten deutschen Acts im Radio Einzelkünstler sind? Klar, die haben live alle eine Band dabei, aber vermarktet wird nur die Einzelperson. Ob nun Pop, Electro oder sogenanntes Alternative. Selten höre ich mal: "und hier der neue Hit der deutschen Band XY".
Gerrit von Jovian Spin
Bild: Backstagepro
Warum ist das so? Und ansonsten laufen immer wieder die alten Kamellen (ACDC, Queen, etc. - Rockland-Radio spielt nicht nur was sie wollen, sie spielen auch immer dasselbe).
Die einzige "moderne" deutsche Band, die da wirklich erwähnenswert wäre, ist Rammstein, und die werden dann noch zensiert bzw. nicht zur "Prime-Time" gespielt. Klar, Mutter Elsbeth mag ja auch nichts von Stacheldraht im Harn-kanal hören im Radio. Verständlich.
Aber international klappt das doch auch. Bands wie Kings of Leon, Muse oder sogar Coldplay sind Musikgruppen, die es im letzten Jahrzehnt geschafft haben, erfolgreich zu werden.
Es gibt viele deutsche "Underground"-Acts, die richtig gut sind und zwar ein recht großes Publikum haben, jedoch meiner Meinung nach nicht genug gefördert werden. Diese Acts stammen von kleinen Labels, oder einer Tochterfirma eines Majors.
Es wird nicht mehr probiert, nicht mehr gewagt
Aber das war es auch. Es wird nichts mehr gewagt, keiner mag Geld in etwas "Unbekanntes" investieren und es promoten, fördern und produzieren. Warum nicht mal vier Minuten Sendezeit EINEN Song von jemand Unbekanntem spielen und der Rest wieder Weichspülgang?
Ist das so schwer? Sind die Moderatoren alle zu bequem? Vielleicht. Aber ich denke, hier wird von oben klar gesteuert, was gespielt werden darf und was nicht. Es könnte ja nach hinten losgehen. Und Hörer, Zuschauer etc. könnten ab-wandern.
Es wird nicht mehr probiert, nicht mehr gewagt. Und "kreativ" bedeutet für mich das komplette Gegenteil.
Zum Video von Faces: Habt ihr am Skript mitgewirkt und wie ist der Dreh gewesen?
JS: Ja, wir haben die grundlegende Idee mit dem Regisseur im Vorfeld besprochen. Es gab bereits genügend Einfälle und Vorstellungen im Kopf, daß es eigentlich nur darum ging: Wie stellen wir das einigermaßen sinnvoll und passend dar?
Auch war es an einigen Stellen recht spontan. Zum Beispiel war überhaupt nicht klar, ob die Szenen mit dem SM-Pärchen wirklich klappen wird. Das eigentliche Paar hatte einen Tag vor Drehbeginn abgesagt. Über Nacht wurde dann in vielen Telefonaten ein neues Paar gefunden.
Auch die meisten Tier-Szenen sind natürlich zufällig ent-standen, da Tiere bekanntlich unberechenbar sind (zwinkert).
Wir haben, da wir als kleine Band kein Geld haben, alles recht Low-Budget gedreht. Hier haben viele Bekannte und Freunde geholfen, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Wir hatten insgesamt sehr viel Spaß und für unser erstes "offizielles" Video sind wir eigentlich recht zufrieden damit.
Ein riesen Lob hier nochmals an alle Beteiligten. Wir hatten ein klasse Team.
Am 29.07. im Vorprogramm von Nena
beim Sommerlichter Festival in Mainz
Lasst ihr uns an den Plänen für die Zukunft Teil haben?
JS: Jovian Spin werden wohl in Zukunft etwas kürzer treten (müssen). Ich werde natürlich weiterhin Songs schreiben und veröffentlichen. Aber wohl eher im kleinen Rahmen so wie bisher auch. Um richtige Ziele erreichen zu können, brauchst Du einfach wahnsinnig viel Geld, gute Songs und eine Portion Glück.
Mit Geld lässt sich vieles einfacher machen. Promotion, Tour, Aufnahmen etc.. All das verschlingt unsummen und jeder möchte auch etwas bekommen, was ich absolut verstehen kann. Nur ist es für eine Band alleine ohne Label und Promotion wirklich schwer, das alles zu stemmen.
Klar, Crowdfunding und solche netten Dinge sind praktisch, aber im Endeffekt keine Garantie bestehen zu können.
Um es kurz zu machen: Wir sind ständig auf der Suche nach passenden Live-Acts für Touren und weiteren "Gönnern" (so kann man es eigentlich nur bezeichnen) die uns unterstützen und an unsere Musik glauben.
Für nächstes Jahr ist bereits ein neues Album geplant und wer weiß, mit wem wir demnächst auf Tour sind. Wir lassen uns keine Gelegenheit entgehen, weitere Fans zu erreichen.
Besucht Jovian Spin auf Facebook, Youtube, Soundcloud, Twitter und auf deren Webseite!
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